Friederike Pank reads
„OF VELVET / AUS SAMT“
of velvet
it never rains at 5 a.m.
it is as if all clouds
are to dissolve
into the breeze
of the first humble light
and gently put a coat
around the shoulders
of all those remaining
without dreams
all those who rest
one precious hour,
just before
the clouds give way
to yet another day
forced upon them
aus samt
es regnet nie um 5 uhr morgens
es ist als ob die wolken
aufgehen müssen
in der brise
des ersten, demütigen lichts
und behutsam einen mantel
um die schultern derer legen
die ohne träume
geblieben sind
derjenigen, die nun ruhen
für nur eine wertvolle stunde
bevor
die wolken den weg
für einen weiteren tag freimachen
der ihnen aufgezwungen wird
Friederike Pank reads
„BEING / SEIEND“
being
like tea before its infusion
the mirrored image
of a tree on the water
in fall: the innocence
of raindrops in passing
the train whose dull windows
ascribe us with others’ biographies
clouds of smoke in the morning
hazy, they’ve never been smoked
but draw closer
from a communion elsewhere
like this, we will be when retreating
to the second last breath
when we’re fallen
into the house we never built
the city we had faced with our backs
countless times
the glances whose depths to traverse
we never dared
it is time
seiend
wie tee vor dem aufguss
gespiegeltes bild
eines baums auf dem wasser
im herbst: die unschuld
der tropfen im fahrtwind
der zug, dessen fenster uns
biographien der andern zuschreibt
zigarettenwolken am morgen
im dunst, niemals geraucht
herübergezogen
vom abendmahl irgendwoher
so werden wir sein in der einkehr,
dem vorletzten atemzug, wenn
wir gefallen werden
hinein in das haus, das wir nie gebaut
die stadt, der wir unzählige male den rücken
den blick, dessen tiefe wir uns zu durchkreuzen
niemals gewagt haben
es ist an der zeit
Friederike Pank reads
„IN THE END / AM ENDE“
in the end
caressed by leaves that are falling
in me the crocus of autumn
gives way to soft green,
and soulful blue haze
thinking of you, thinking of
all those I once had called ‘you’
I return, in the autumn that comes
without shadows
am ende
von blättern im fallen umspielt
in mir die herbstzeitlose.
es weicht zartgrün,
beseelte dunstblauluft
denkend an dich, denkend an
alle, die ich einmal ‘dich’ genannt
kehre ich heim, im herbst
ohne schatten.
Friederike Pank reads
„LAST TRUTH / LETZTE WAHRHEIT“
the last truth
I no longer fly
when the spell disappears
I am helpless. remains
just one breath, just the
shrugging of shoulders in the wind
I cannot – and yet
remains the faith
in the nextnearest time
the unknown
behind the curve
the assertion
of the coming of spring
if I only keep going
perhaps
letzte wahrheit
ich kann nicht mehr fliegen
wenn der zauber vergeht
bin ich machtlos. es bleibt
nur ein atemzug, nur ein
schulterzucken im wind
ich kann nicht – aber
es bleibt mir der glaube
an die nächstnächste zeit
an das unbekannte
hinter der biegung
das wissen
um den kommenden frühling
wenn ich nur weitergehe
vielleicht
I will outweigh you
postoptimism/cynicism
postpostponement
post it all: to matter is a to be apast.
first-past-the-post
it’s not a vote, you know
tornado’s here, brace brace
hold your umbrella down
or hold it up, it does not make
a difference anymore.
your difference tried so hard
and yet it could not last
a-presentism is now
the survival mode
all those who know still think
these things (like love)
will hit the hardest
our ground’s been quicksand
all the while, yet none of us
could have imagined:
we, because and not despite,
would go the farthest
you with your wisdom:
you’re departed.
I can stay although
I might not want it
but who cares?
we’re postaffective.
let it come and let it go,
the only truth
before and also post—
until our past.
the loss of anyone to name
our version of the world
is what comes last. and when
it comes: let’s go. let us go, too.
I might, I want to go with you.
ich werde euch übertreffen
postoptimismus/zynismus
aufschub des aufschubs
post-des ganzen: von bedeutung sein ist überholt.
die ersten sein am ziel – ist nun egal
tornadowarnung jetzt, brace brace
nimm deinen regenschirm herunter
oder halt ihn hoch, es macht
ja nichts mehr aus.
differenziertheit war bemüht
und hat sich nicht bewährt
a-presentismus ist
die strategie der stunde
wer immer noch so denkt und fühlt
wie damals (liebe etc)
wird am härtesten getroffen
unser fundament war treibsand
immer schon, doch niemand hätte
je geahnt, dass wir
deswegen, nicht trotzdem,
es weiter schaffen würden
ihr mit eurer weisheit
seid dahin.
ich kann bleiben wenn
ich auch vielleicht nicht will
wen interessiert’s?
sind wir doch postaffektbetont
lasst es kommen, lasst es gehen
es gibt nur eine wahrheit
vorher und danach—
bis auch wir vergangen sind.
der verlust all derer, die noch unsere
version der welt benennen können
kommt zum schluss. und wenn
er kommt: lass uns gehen, ja, auch uns.
vielleicht möchte – ich möchte mit.