Poetry
PHILLIP MEINERT (GERMANY)
German & English Texts: Phillip Meinert

Phillip Meinert reads

the disease. post-diagnosis

die krankheit. vermutlich nach der diagnose

nach William Carlos Williams

 

ein mann in der u-bahn

reißt sich

den mundschutz

vom gesicht

steckt sich

die finger

zwischen die zähne

lässt sie

im speichel

baden

reißt sie

aus dem maul

wie ein tier

tollwütig und

streicht den speichel

zart

an die halte-

stange vor

ihm unter

fassungslosen

blicken

&

er

möchte wohl

nicht alleine

sterben.

the disease. post-diagnosis

after William Carlos Williams

 

some guy in the metro

pulling his face mask

down

putting his

fingers down his

throat between his teeth

letting them

soak in

saliva

pulling them out of his

mouth

like a

rabid beast and

gently

smears his spit

on the handrail

reaping

appalled gazes

though

as if

he didn´t want to die

alone

Phillip Meinert reads „die krankheit. isolation“

die krankheit. isolation

 

 

du reibst dein knie

an meiner nase. mein ellenbogen

wie ein herz juckt

oder junkie.

 

verlassen von allen guten geistern

jaule und maule ich mein katzenlied.

 

schlag mich auf die lende, meine leisten.

ich bin allein gelassen worden

angelehnt an die in meinem fenster

eingerahmten wolken, mit nichts da draußen

als den langsam sich panisch vermummenden winden

sich selbst von den dächern werfend,

die es jedenfalls versuchen

des frühlings wüstenhitze

zu entkommen, wenn nicht,

winter,

verlassen.

 

die letzte krankheit

wie trockenfleisch

von der decke gehangen,

zärtlich gemacht,

fickbereit.

zärtlich gemacht

wie ein schnelles

gekeuchtes

stoß-

gebet

vor einer leeren kirche

oder einem bürogebäude

oder einem supermarkt

mit leeren regalen,

darin nur ein gläschen

saure gurken oder

eingelegte kirschen,

bedeutungs-

oder endlos

lagern.

 

(da immer irgendwo

die kehle kratzt,

irgendwo in einem körper, wo

das irgendwo mehr ist,

als vier wände und

ein zimmer.)

 

nichts bleibt uns also, als

ein rückschritt richtung orgien

oder somnambuler einsamkeit.

erwarten die ankunft des herbstes,

(überspringen den sommer),

oder die ankunft eines zeichens,

oder irgendetwas,

die ankunft irgendetwas‘.

 

(so singen sich die leute heiser

von immer leiseren balkonen

und

haben einen mörderischen husten.)

the disease. isolation

 

 

you rub your knee

against my nose. my elbow

itches like a heart

or bitch

 

my bedside manners left me.

moan and groan alone.

 

hit my groin, my loin;

i am left alone

leaning against the clouds

squared in my bedroom window with

nothing outside but the panicking, slowly

enveloping winds, hanging themselves

from the rooftops,

escaping the dry

desert heat of

spring to come,

if not, winter

left – – .

 

the last sickness

also hung like

dried meat

tenderised, ready

to fuck.

tenderised

like a quick

solemn

prayer

in front of an empty church

or office building

or grocery store

with empty shelves,

just a single

can of pickles

or cherrys

left,

meaningless

nonetheless.

 

(aching throat somewhere

in a body somewhere

where somewhere

doesn´t mean

just another walled in

one-bedroom

appartment or

something closing in)

 

and we can´t do anything

but to recede into orgy

or solemn solitude,

waiting for autumn

(skipping summer)

or a sign

or anything

waiting

for anything

 

(so people keep chanting

alone in their misery

from their balconies

about to die

from a dry cough)

Phillip Meinert reads „da ist nichts“

da ist nichts, nur eine seele in quarantäne,

körperlos, da ist

nur tod und leere straßen

und mechanische lungen, die

ihre lieder zum himmel rauf

 

kratzen unter einem dynamo aus

aus was?

wolken?

industrien?

institutionen?

es gibt nur diese

dicke, fette

maschine.

 

nur eine rote linie,

die die leute trennt

für circa ein, zwei meter

– wie pferde

auf der rennbahn –

die ihr glück auf etwas setzen,

was sie nicht so ganz verstehen

können.

da ist nichts,

nur eine seele

auf der suche

nach ’ner bleibe,

ohne wärme.

da ist nichts, nur

tristes flüstern,

nicht mal ein gerücht.

etwas echtes in der lunge

juckt. ein schrei

vernuschelt im

erhabenen prozess

der maschine,

welche wie ’ne herde

elefanten

in uns,

im porzelanladen

trampelt.

 

nichts ist da,

nur panik,

die bevölkerung manisch,

die ihr leben bis ins hohe alter leben

will.

oder bis zur vernichtung.

die nichts sucht, nur

weissagende marktschreier

mit noch frisch dampfendem

toilettenpapier, geeignet für

all die breitgesessenen ärsche.

 

die meere sahen sie steigen,

waren nur nicht blind genug,

um das zweite kommen des monsters

zu verpassen.

 

noch ist es nicht der untergang,

nur neue katakomben, die

sich durch familien und krankenhäuser

kämmen.

zuerst die alten und gebrechlichen,

dann die weisheit und

dann der rest.

 

nicht das ende aller tage,

nur das sonnenlicht

durch unsere fenster gefiltert,

uns zu zersetzen,

glasscherben

in unseren herzen,

wie aus der dose

verrottender fisch.

 

nichts, nur licht, nur

keine hoffnung.

nichts außer hoffnung

für die toten.

 

nichts außer

ein neues lied

 

oder ein neues

lamento.

there is but one mind, quarantined,

deprived of bodies. there is

death and empty streets,

mechanical lungs screeching their

songs

 

to heaven under a dynamo of – –

of what? clouds?

skies?

industries? institutions?

there is but one big

fat

machine.

 

there is a red line

seperating people

one or two metres

like horses stalling

at the tracks

betting on something

not quite graspable. there is

but one mind but

many

seeking shelter loosing

warmth.

there is nothing

but a bleak whisper

no mere rumor

something real aching

in our lungs, a

scream

muffled

by the sounds

of the sublime machine

trampling like a herd

of elephants

in our

selves.

 

there is but a panic

a silent panic, peopled

my manics just

living their lifes

never growing old til extinct

seeking nothing

but soothsaying merchants

with toilet paper

nicely rough

for their arses,

roughed up

by sitting on it

for too long.

 

they saw the seas rising

but were maybe not blind enough

to see the monster´s second coming.

 

there is not doom yet but

new catacombs combing through

hospitals and families, first

the sick and elderly, then wisdom,

then

the rest.

 

not doomsday yet but sunlight

filtered through windows

breaking us

down,

glass shards

cutting our hearts

like raw fish

in tin cans

expired.

 

there is but light.

but no hope.

there is none but hope

for the dying.

 

there is but

a new song

 

or a new

lament.